Die Leistungs-Qualität von Unternehmen ist entscheidend für nachhaltigen Erfolg und den Fortbestand des Unternehmens. Dabei ist sie von vielen Faktoren abhängig. Dies zu steuern ist Aufgabe des Managements. Man spricht von der Management-Performance, und eben die muss dementsprechend aktuell werden.
Wie kann die Management-Performance verbessert werden? Hier bieten sich – neben einer Beratung – Weiterbildungen an wie konventionelle Lernformen, aber auch alternative Formate wie etwa das vergleichende Lernen – Bench-Learning. Wir wollen im Folgenden unterschiedliche Formen des Bench-Learning aufzeigen und bewerten.
Lernen – wie geht das?
Eine Vielzahl an Lernformen basieren auf dem „Lehrer-Schüler-Prinzip“, hier der „Wissende“, dort der „Lernende“. Wir kennen das von Seminaren, Vorträgen, Lehrgängen sowie im weiteren Sinne auch bei Literatur-, Ton- und Video-Vermittlungen. Wenn man den Erfolg daran misst, wie die tatsächliche Nutzung oder Anwendung der gewonnen Erkenntnisse in der Praxis funktioniert, dann ist diese Form des Lernens nicht sonderlich ergiebig.
Ganz anders verhält es sich beim so genannten „experimentellen Lernen“. Gemäß der Methode „Versuch und Irrtum“ steht das direkte Handeln, die sofortige Umsetzung im Vordergrund. Die Transferwirksamkeit wird unmittelbar erlebt. Dieser Lernprozess erweist sich besonders nachhaltig, weil der Praxisbezug direkt sichtbar und das Erlebnis intensiv ist. Allerdings ist das experimentelle Lernen häufig recht aufwendig oder mühsam. Überdies ist es nicht immer das geeignete Mittel und bringt mitunter auch Risiken mit sich.
Vor diesem Hintergrund erfahren interaktive Lernformen immer mehr an Bedeutung, weil man sich selbst einbringen kann. Bekannte Formate sind Trainings, Workshops oder Camps. Beteiligen sich am interaktiven Lernen Personen aus unterschiedlichen Unternehmen spricht man auch von organisationsübergreifendem Lernen.
Lernen – organisations- und branchenübergreifend
Manager von Unternehmen verstehen sich eher als „Macher“ und befindet sich nicht mehr so sehr im „Lernmodus“. Sie sind von der eigenen Kompetenz überzeugt, sie erleben sich und ihr Unternehmen als singulär und möchte sich auch nicht gerne belehren lassen. Man lebt in dem eigenen Kokon und lässt sich, wenn überhaupt, dann auf ausgewiesen „Gurus“ bzw. Experten ein, die aber haben zuweilen selbst die Praxis aus den Augen verloren.
Bei fachlichen Themen wie etwa das Controlling, das Facility Management oder das Marketing entstehen in der jeweiligen Organisation eigene Welten. Auch beim Vertrieb, in der Produktion oder bei der Personalentwicklung ist dies zu beobachten.
Subjektiv betrachtet kann etwas neu erscheinen, das andern Orts bereits bekannt ist. Die Management-Praxis ist sicherlich von Organisation zu Organisation, von Branche zu Branche unterschiedlich, was auch seine Gründe hat. Das schließt aber nicht aus, dass andere Methoden, Vorgehensweisen und Praktiken für die eigene Praxis hilfreich sein könnten und sich übertragen ließen. Dies erfordert den berühmten „Blick über den Tellerrand“.
Vergleichend lernen – „Bench-Learning“
Das vergleichende Lernen, auch als Bench-Learning bezeichnet, kann hier einen Beitrag leisten. Es versucht die geschilderten Barrieren zu überwinden, indem es besonders auf die Neugier des Menschen baut. Dies bedeutet andere Welten zu erleben, in sie einzutauchen, den Horizont zu erweitern – also zu lernen (nicht um ein weiteres Mal beraten zu werden!!).
Bei dieser Art der Weiterbildung tauschen sich Teams aus unterschiedlichen Organisationen, oder Branchen zu einem vorher bezeichneten Themenkreis aus. Ganz wesentlich ist hier der Verfremdungseffekt. Er hilft sich zu öffnen und sich auch mit dem „Fremden“ (vielleicht dem Wettbewerb …) auseinanderzusetzen. Drei Formate des Bench-Learning bieten sich an:
1. Vergleichend und getrennt lernen – „Bench-Impuls“
Hier wird themenbezogen die Managementpraxis in anderen Unternehmen, Organisationen oder Branchen näher betrachtet, um daraus Anregungen für die Verbesserung der eigenen Praxis abzuleiten. Es geht dabei nicht um eine unreflektierte Übernahme von Konzepten oder Methoden. Das Ziel ist nicht ein direkter Vergleich und schon gar nicht eine Belehrung. Es geht beim Bench-Impuls vielmehr darum, sich auf die andere Praxis einzulassen, sie zu verstehen.
Wichtig ist einen geeigneten Partner zu gewinnen, sich wechselseitig vor Ort zu besuchen, die jeweilige Praxis zu verstehen, um dann später Rückschlüsse für die Verbesserung der eigenen Praxis abzuleiten. Damit es hier nicht nur bei einem Erlebnis bleibt ist gerade Letzterem besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Jedes Bench-Learning ist so gut wie die Umsetzung der Erkenntnisse, also die tatsächliche Realisierung der vorgenommenen Verbesserungs-Maßnahmen.
2. Vergleichen und gemeinsam lernen: „Bench-Dialog“
Ebenso wie beim „Bench-Impuls“ kommen die Partner unterschiedlicher Organisationen oder Unternehmen mit ähnlicher Aufgabenstellung zusammen und besuchen sich wechselseitig. Darüber hinaus geht es beim „Bench-Dialog“ aber auch darum, die Unterschiede gemeinsam zu erörtern. Man gibt sich gegenseitig Anregungen und Hinweise, man stellt die eigenen Erkenntnisse zur Diskussion. Inwieweit die ausgetauschten Empfehlungen oder Erkenntnisse dann aber vertieft werden bleibt – wie bei der „Bench-Impuls“ – dem jeweiligen Team vorbehalten. Problematisch wird es beim „Bench-Dialog“, wenn er in einem Disput mündet, der mehr bekehren als überzeugen will.
3 .Vergleichen und wiederkehrend lernen: „Bench-Partnerschaft“
Bei einer Bench-Partnerschaft verständigen sich die Partner unterschiedlicher Organisationen auf ein dauerhaftes, in Intervallen erfolgendes Lernen. In zeitlichen Abständen werden die unterschiedlichen Praxi verglichen, mögliche Verbesserungsansätze diskutiert und Maßnahmen abgeleitet. Alle Aktivitäten diesen dem Ziel, die Managementkompetenz der Beteiligten zur stärken und einer neuen Qualität zuzuführen. Eine solche Partnerschaft ist, wenn sie denn gelingt, sicherlich sehr konstruktiv und produktiv. Anderseits nutzt sie sich auch über die Dauer ab. Es ist also davon auszugehen, dass es keine „never ending story“ wird; es hat eben alles seine Zeit.
Lernen als Erlebnis
Die Attraktivität des Bench-Learning beruht auf dem Lernerlebnis, der Horizonterweiterung, der Auseinandersetzung mit dem „Anderen“ sowie der wählbaren Intensität und Verbindlichkeit. Aus dem Vergleich entsteht die Animation; sie ist der Impulsgeber. Wenn über den Vergleich hinaus eine gemeinsame Entwicklung mit neuen Kompetenzen für beide Seiten entsteht, dann stellt sich eine kooperative Wertschöpfung ein.
Entscheidend für das Bench-Learning ist den geeigneten Partner zu finden. Es bedarf des Wunsches bieder Seiten sich auf den möglichen Partner einzulassen. Dazu gehören das wechselseitige Interesse, die Bereitschaft sich ein Stück weit zu öffnen, Wissen zu teilen und eben ein Vertrauen in die Integrität des Gegenübers.
Insofern kommt dem Procedere der Annäherung beider Partner eine entscheidende Bedeutung zu. Hier bietet sich die Moderation durch eine neutrale Instanz an. Sie kann das Kennenlernen in die Wege leiten, Hilfestellungen bei der Handhabung leisten und die Aufmerksamkeit auf die erfolgreiche Umsetzung von vereinbarten Verbesserungen lenken.
Matthias Hirzel, HLP Management Connex GmbH; matthias.hirzel@hlp-hirzel.com; www.hlp-connex.com